Dyspraxie - was ist das und wie wirkt sie sich aus?

Teil: 1 Theorie Herr Winfried Dacheneder, Dipl. Psychologe,Würzburg
Teil: 2 Schule Frau Beate Steinwand, Lehrerin für Körperbehinderte, Würzburg
Teil: 3 häuslicher Alltag Frau Irene Lilienfein-Thiessen, analyt. Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, Germering

Teil: 1 Theorie

Dyspraxie ist keine Bewegungsstörung. Es handelt sich vielmehr um eine Störung, Bewegung und Handlung in Einklang zu bringen bzw. um eine Störung, zielorientiert zu planen. Praxie ist dagegen die Fähigkeit, komplexe motorische Handlungen zu entwerfen.

Dyspraktiker können nicht einfach eine Aufgabe erledigen, sondern sie müssen planen, wie sie vom Anfang zum Ende gelangen. Sie wissen wohl, was sie wollen, können aber die Schritte zum Ziel (Endprodukt) nicht hintereinander bringen.

Die Dyspraxie hat mehrere Formen, z.b. Raumlagestörung, Störung in der Reihenfolge und die konstruktive Dyspraxie. Die Kinder haben keine Idee, wie sie eine Handlung ausführen sollen, obwohl sie vom Bewegungsablauf dazu in der Lage sind. Sie haben ein schlechtes Wissen von ihrem Körper, wissen nicht wozu die einzelnen Körperteile da sind und was man damit tun kann. Sie bringen die Umwelt nicht in Bezug zu sich selbst.

Die Raumlage ist zum Körper hingewandt. Ein Beispiel, welches vielleicht jeder von sich selbst kennt: Das Fahren nach Stadtplan. Vielfach ein Problem für sich. So ungefähr fühlt sich ein Kind mit einer Raumlagestörung.

Verwechslungen: rechts - links, oben - unten, hinten - vorn, b -d, q - p
Dysgrammatismus ist z. B. ein Fehler in der Reihenfolge.

Bei der konstruktiven Dyspraxie liegt die Schwierigkeit darin, seine Handlungen zu planen. Normalerweise weiß man, was man will und dann fängt man an. Ein Dyspraktiker weiß auch, was er will, kann jedoch seine Handlung nicht planen. Will er einen Turm bauen, muß er erst wissen wie der Turm aussieht. Manchmal gibt es das Phänomen, daß etwas ohne Auftrag gelingt, nach einer Aufforderung jedoch nicht mehr. Der Dyspraktiker kann eine Idee nicht ohne weiteres übernehmen.

Dyspraxie findet man oft bei Kindern die an MCD leiden. Diese wird nach drei Gesichtspunkten beurteilt:
Neurologisch - Psychatrisch - Pädagogisch

  1. Neurologisch
    Bei Bewegungsstörungen kann die MCD eine leicht Form der Cerebral Parese sein, bis hin zur leichten Spastik. Oft gibt es bei den Kindern große Unterschiede zwischen der rechten und der linken Körperhälfte (Hemisphärenstörung) . Das Gehirn wird in eine rechte und eine linke Hälfte (Hemisphäre) eingeteilt. Rechts: kreativ, musisch; links: logisch, abstrakt. Hat der Mensch mit der rechten Körperhälfte Probleme, dann ist die linke Hemisphäre betroffen, andernfalls die rechte. Bei Kindern mit einer Hemiphärenstörung muß man im Schulalltag darauf achten, daß sie mit zugewandtem Körper dem Lehrer gegenüber sitzen, sonst kommt es zu einer starken Störanfälligkeit. Das Sprachzentrum ist links. Die Kinder müssen lernen, sich aus der Hüfte heraus zu drehen, sonst kommt es zu Schwierigkeiten im kreuzen der Mittelachse. Diese Kinder ermüden leichter, weil sie sich jede Bewegung erst einmal überlegen müssen.
  2. Psychatrisch
    Verhaltensprobleme - Aufmerksamkeitsstörungen Aufmerksamkeitsstörungen - Bei manchen Themen ist die Aufmerksamkeit weg, daher ist es wichtig, den Stoff sehr plastisch zu gestalten und die Kinder stark in das Unterrichtgeschehen einzubinden.
  3. Pädagogisch
    Teilleistungsstörungen Man kann nur von Teilleistungstörungen sprechen, wenn wirklich auch nur Teile des Lernverhaltens gestört sind.

Da die Ärzte und auch andere Fachleute oft nur einen Aspekt der MCD sehen, ergibt sich sehr häufig eine ungenügende Diagnose. [nach oben ]